Du hast deine Töpfe und Kübel mit Wildstauden bepflanzt, den Sommer über die Blüten bewundert und im Herbst die Samenstände bestaunt. Was passiert nun bei winterlichen Temperaturen und einsetzendem Frost mit den Töpfen? Was geschieht mit den Stauden – können sie sich selbst schützen?
Kübel, die mit ausdauernden Wildblumen bepflanzt sind, benötigen grundsätzlich zu allen Jahreszeiten wenig Pflegeaufwand, einfach weil die Stauden sehr robust sind, sobald du sie am richtigen Standort stehen hast. Sie wachsen und gedeihen, brauchen natürlich Wasser und deinen liebevollen Blick und können so über Jahre wunderschöne Blütenkompositionen bilden. Im Winter bieten sie mit den verbliebenen Blütenstängeln oder den immergrünen Gesellen immer noch einen reizvollen Anblick.
Was gibt es im Spätherbst und Winter nun zu tun, wie überwintern Wildblumen im Topf – musst du aktiv werden? Ich möchte in diesem Artikel Wissen und Erfahrungen teilen, die dich dabei unterstützen deine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Inhaltsverzeichnis
→ Wie schützen sich Wildpflanzen vor Frost
→ Überwinterung von Wildblumen im Topf – was ist zu tun?
→ Wenn Winterschutz doch nötig ist
→ Gießen im Winter – worauf du achten musst
Willst du wissen, wie du Wildblumen im Topf kultivierst? → Wildpflanzen im Topf – Eine Pflanzanleitung
Oder willst du ganz klein beginnen? → Blumensamen richtig aussäen – Eine Anleitung
Wie schützen sich die Wildpflanzen vor Frost
Die Natur bedient sich da mehrerer Strategien:
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- Die Pflanze stirbt nach einem Vegetationszyklus, bildet aber rechtzeitig Samen aus, die neues Leben hervorbringen.
- Alle oberirdischen Pflanzenteile sterben ab und sie überdauert in einem Ruhezustand in Wurzeln, Zwiebeln und Knollen.
- Die Staude überlebt den Winter und Frost im angepassten grünen Prachtkleid und stellt dafür den Stoffwechsel um.
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♠ Die Strategie, sich über Samen zu erhalten, setzt zwar keine eigene Frostabwehr voraus und lässt die Pflanze nach einer blütenreichen Saison absterben, setzt aber auf die Widerstandskraft der Samen. Diese sind durchaus frostfest und keimen dann bei geeigneten Bedingungen. Um sie müssen wir uns also nicht kümmern.
♠ Stauden, deren krautige Teile zum Ende des Jahres absterben, ziehen ihre Energiereserven in die Wurzeln. Durch den umgestellten Stoffwechsel wird u.a. Zucker eingelagert, der ein natürliches Frostschutzmittel ist und die Rhizome, Knollen und Zwiebeln in ihrem Ruhezustand schützt. Auch sie brauchen keine weiteren Schutzmaßnahmen.
♠ Die immergrünen Pflanzen sind vor eine ganz andere Herausforderung gestellt. Das Wasser in ihren Zellen würde bei Frost gefrieren und sie sterben lassen. Damit dies nicht geschehen kann, erhalten sie durch die einsetzende Kälte ein Signal, ihr natürliches Frostschutzmittel für die Zellmembranen herzustellen. Die über den Sommer gespeicherte Energie und das Wasser werden in Aminosäuren und Zucker umgewandelt. Das verhindert ein Einfrieren der Pflanzenteile, da es den Gefrierpunkt herabsetzt. So ist sie gegenüber Frost und Kälte geschützt.
Manche Pflanzen haben sich durch ihr Wuchsverhalten an die Kälte angepasst. Der Polsterwuchs beispielsweise macht es möglich, dass die Wärme der Sonne tagsüber im dichten Wuchs der verzweigten Stängel gespeichert werden kann. Andere wiederum schützen ihre Blätter durch Wachsschichten oder Behaarung.
Die Überwinterung von Wildblumen im Topf erfordert dementsprechend keinen großen Aufwand.
Polsterwuchs und Behaarung: diese Habitus Anpassungen lassen die Pflanzen übrigens auch besser mit Sonneneinstrahlung und Trockenheit im Sommer umgehen.
Einteilung in Winterhärtezonen
Die Wildpflanzen Europas, auch die aus Osteuropa und die aus ihnen gezogenen Sorten sind bis auf einige Arten sehr frostverträglich. Die Klassifizierung der Pflanzen erfolgt in Winterhärtezonen (basierend auf der 1984, von Heinze und Schreiber veröffentlichten Karte Mitteleuropas). Die Einteilung macht deutlich, in welchem durchschnittlichen Minimum an Minusgraden die Pflanzen überleben können. Es gibt 11 Zonen. Ich will dir ein paar Beispiele geben. Mehr dazu kannst du z.B. beim Bund deutscher Staudengärtner lesen.
Winterhärtezone 2 (-40 bis -44°C) Campanula glomerata – Knäuelglockenblume, Achillea millefolium – Gemeine Schafgarbe
Winterhärtezone 3 (-35 bis -39°C) Cymbalaria muralis – Zimbelkraut
Winterhärtezone 4 (-29 bis -34°C) Aquilegia vulgaris – Wilde Akelei, Gypsophila paniculata – Rispen Gipskraut
jetzt mal ein Sprung
Winterhärtezone 7 (-12 bis -17°C) Linum perenne – Blauer Staudenlein, Thymus vulgaris – Echter Thymian
Winterhärtezone 10 (1 bis 5°C) Salvia rosmarinus – Rosmarin
Achillea millefolium, Gemeine Schafgarbe
Winterhärtezone 2 (-40 bis -44°C)
Thymus vulgaris, Echter Thymian
Winterhärtezone 7 (-12 bis -17°C)
Linum perenne, Blauer Staudenlein
Winterhärtezone 7 (-12 bis -17°C)
⇒ Aus dieser Einteilung ergibt sich, dass viele der uns bekannten Arten sehr frostfest sind, auch wenn sie aus dem Mittelmeerraum stammen, wie z.B. das Zimbelkraut. Einige andere überleben durchschnittlich eher keine Minustemperaturen. Diese Einteilung bildet allerdings nicht immer die Wirklichkeit der Pflanzen ab, denn es gibt beispielsweise Rosmarine, die Frost überleben. Hier spielt sicherlich die Anpassung und Robustheit der jeweiligen Pflanze eine Rolle, aber auch das Kleinklima am Standort.
Die Bedeutung des Kleinklimas
Neben der groben Einteilung Deutschlands in Gebiete mit unterschiedlichen Winterhärtezonen, wirken sich vor allem auch die kleinräumigen Gegebenheiten auf das Kälte- und Frostgeschehen aus. Lebst du in einer Stadt oder ländlich? Am Berg oder im Tal, in einer Mulde? Hast du einen Balkon, Terrasse oder ein Grundstück? Ist es windgeschützt oder allem Wetter frei ausgesetzt? Gibt es auf dem Grundstück große Bäume und Hecken, Hänge und Ebenen?
All dies hat Einfluss auf die Pflanzen, wenn sie dem Frost und winterlichen Wetter ausgesetzt sind.
♦ Grundsätzlich ist Schnee positiv zu bewerten, weil er eine isolierende Schicht darstellt und beim Schmelzen Feuchtigkeit bringt.
♦ Frost dagegen, kann sich immer gut in Sänken halten. Da kalte Luft schwerer ist, „fließt“ es gerne die Hänge hinab und staut sich dann in möglichen Mulden.
♦ Die Sonneinstrahlung im Winter spielt vor allem bei längerem Frost eine Rolle. Dann wirkt sie zwar erwärmend, entzieht den immergrünen Pflanzen allerdings Wasser.
♦ Wind an exponierten Stellen kann die echte Temperatur noch absinken lassen und im wahrsten Sinne des Wortes eisig sein.
Fazit:
Wie sich also große Wetterlagen auf deine Pflanzen auswirken, hängt unmittelbar auch mit dem kleinklimatischen Raum zusammen, indem du wohnst. Aus diesem Grund, wirst du vielleicht auch andere Erfahrungen und Beobachtungen machen, als andere. Nicht alle Vorschläge zum Einpacken von Pflanzen müssen umgesetzt werden, denn manches ist vielleicht an deinem Standort nicht nötig.
Die meisten Wildblumen aus Europa sind sowieso winterhart und brauchen keinen Winterschutz, bringen sogar ihren eigenen Frostschutz mit. In den Staudengärtnereien, die Freilandstauden kultivieren, stehen sie im Winter ja auch in ihren kleinen Töpfchen im Quartier draußen und erhalten keinen extra Winterschutz. Natürlich überleben das nicht immer alle Pflänzchen, aber die es schaffen, sind dann sehr gut abgehärtet.
Überwinterung von Wildblumen im Topf – was ist zu tun?
Da die Pflanzen sehr gut für sich selbst sorgen können, gibt es gar nicht mehr viel zu tun. Zu dem Nichts-Tun gehört vor allem auch das Stehen lassen der abgeblühten und vertrockneten Stängel. Es sind herrliche und notwendige Verstecke für Insekten im Winter.
Einige Handgriffe vor den ersten längeren Frösten oder Kälteeinbrüchen:
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- Töpfe an die schützende Hauswand ziehen.
- Wenn du ein Vordach besitzt, dann die Töpfe gerne auch unter das Dach stellen.
- Untersetzer wegnehmen und Töpfe auf kleine Füßchen (z.B. aus Holz oder Ton) setzen, so kann überschüssiges Wasser ablaufen.
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Unter Dach, in der Nähe der Hauswand und auf Füßchen gestellt, überleben beide bepflanzten Töpfe schon mehrere Jahre die Frost- und Winterzeit.
Meine Erfahrungen:
Ich packe bis auf den Rosmarin keine Stauden in Töpfen ein. Bei mir bleiben alle den Winter über freistehen. Pflanzen, die es gerne trocken haben, ziehe ich unters Dach. Pflanzen, die es auch gerne frisch haben, stelle ich unter einen Dachvorsprung an die Hauswand, wo sie ab und an Regen oder Schnee abbekommen. Außerdem bekommen alle Füßchen unten drunter.
Der Rosmarin (Salvia rosmarinus) stellt bei mir eine Ausnahme dar: er überlebt nicht ausgepflanzt auf meinem Grundstück, obwohl andere, keine 30 km entfernt wunderschöne und große Exemplare besitzen. Aber der Standort, der Boden, das Kleinklima…alles spielt eine Rolle. Der Rosmarin also bekommt eine wärmende Schicht.
Wenn Winterschutz doch nötig ist
Pflanzen im Topf, die du also an deinem Standort schützen möchtest oder musst, sind in jedem Fall für eine Isolierung von unten dankbar. Das kann z.B. eine Styroporplatte sein. Du kannst nun den Topf mit verschiedenen wärmenden und isolierenden Materialien umwickeln, beispielsweise Jutesack, Pappe, Noppenfolie, Kokosfasermatte u.a. Eine andere Möglichkeit ist, die zu schützenden Töpfe in größere Töpfe zu stellen und z.B. mit Laub zu füllen.
Von oben kann der Topf mit Laub, Stroh oder Wolle isoliert werden. Wichtig ist nur, dass es locker aufliegt und nicht zur Schimmelbildung kommen kann. Auch Tannen- und Fichtenzweige locker um die zu schützende Pflanze gelegt wirkt isolierend, da die Zweige den Wind verwirbeln und ihm dadurch die Schärfe nehmen.
Wenn du alternativ einen hellen und kühlen Raum (max. 10°C) hast, kannst du empfindliche Arten auch da unterbringen. Leider mangelt es den meisten an so einem Raum 😊
♦ Wichtig: immergrüne Stauden brauchen auch im Winter Licht. Sie dürfen nicht vollständig abgedeckt werden.
Noch ein Wort zu den Töpfen. Unglasierte Tontöpfe können im Winter kaputt gehen, wenn die aufgesogene Feuchtigkeit bei Frost gefriert und das Material durch Ausdehnung sprengt. Du hast drei Möglichkeiten damit umzugehen:
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- Ziehe sie unter das Dach. So überleben sie nach meiner Erfahrung lange, weil die Pflanzen darin über Winter nur wenig gegossen werden und dadurch wenig Feuchtigkeit im Topf vorhanden ist.
- Schütze die unglasierten Tontöpfe durch isolierende Schichten.
- Stelle deinen Topfgarten vielleicht nach und nach auf frostunempfindliche Materialien um. Das sind z.B. Metall, Holz, lasierter Ton, Beton, Kunststoff…
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Gießen im Winter – worauf du achten musst
♠ Im Winter gilt: Topfpflanzen gerade so viel zu gießen, dass sie nicht austrockenen. Wenn du unsicher bist, bohre deinen Finger ein bis zwei Zentimeter in die Erde. So kannst du fühlen, ob noch genug Feuchtigkeit vorhanden ist. Wässere nur in frostfreien Zeiten. Beobachte deine Pflanzen einfach und schaue von Zeit zu Zeit nach ihnen.
♠ Das Gießen gilt sowohl für die Immergrünen, als auch für die Arten, mit vertrockneten Stängeln. Auch wenn sie im Winter weniger Energie brauchen, weil alle Prozesse langsamer laufen oder z.T. ruhen, benötigen alle Pflanzen Feuchtigkeit, um nicht zu vertrocknen.
♠ Vielleicht hast du schon mal von der Frosttrocknis gehört. Dieser kann bei immergrünen Pflanzen entstehen, wenn im Winter tagsüber die Sonne scheint, die Blätter Feuchtigkeit abgeben (also schwitzen) und nun eigentlich Flüssigkeit aus dem Boden durch die Wurzeln nach oben ziehen wollen. Aufgrund von gleichzeitig auftretendem Frost, ist dieser Vorgang aber nicht möglich. Hält dieser Zustand zu lange an, kann die Pflanze tatsächlich vertrocknen, daher spricht man von Frosttrocknis.
♠ Wie kannst du deine Pflanzen davor bewahren? Schaue regelmäßig nach ihnen, dann bekommst du mit, wann sie wieder etwas Wasser brauchen und dadurch gut versorgt sind. Prüfe das auch, wenn eine längere Frostperiode angesagt ist. Treten gleichzeitig sonnige Tage über mehr als ein bis zwei Wochen auf, kannst du die Immergrünen für diese Zeit mit einem weißen und dünnen Gartenflies abdecken. So bekommt die Pflanze noch Licht und ist gleichzeitig etwas vor der direkten Sonnenstrahlung geschützt. Nutze das Flies nur im Fall von anhaltendem Sonnenwetter, denn schon einige bedeckte Tage dazwischen sind bereits für die Pflanzen erleichternd.
Schlussgedanken
Die Pflanzen vollbringen jeden Winter das kleine Wunder, sich durch diverse Anpassungen selbst zu schützen. Mir ist wichtig die natürlichen Prozesse und Fähigkeiten der Stauden zu beschreiben und zu erinnern. Dahinter steht eine große, webende Kraft, die jedes Wesen auf unfassbar intelligente Weise lebendig erhält.